Trichtingen

Damals & Heute

Tricht­in­gen kommt als Ort­schaft „Truhtin­ga“ im Jahr 793 erst­mals ur­kund­lich vor. Dort hat das Klos­ter St-Gal­len Be­sit­zun­gen wel­che ein ge­wis­ser Bert­hold (Pe­ra­tol­dus) die­sem unter be­stimm­ten Be­din­gun­gen (Jah­res­zins) zum Ge­schenk ge­macht hatte.
 
Tricht­in­gen ge­hör­te ab dem 13. Jahr­hun­dert zu der Herr­schaft Ro­sen­feld. Be­sit­zer waren zu­erst die Zäh­rin­ger, spä­ter die Her­zö­ge von Teck. Des­sen Burg stand öst­lich auf der Britt­hei­mer Mar­kung. Der Rui­nen­hü­gel ist noch sicht­bar.
 1306 wurde Ro­sen­feld mit meh­re­ren Ort­schaf­ten an Eber­hard von Würt­tem­berg ver­pfän­det. Spä­ter wurde Ro­sen­feld an Würt­tem­berg ver­kauft. Tricht­in­gen ge­hör­te dem Amt Ro­sen­feld, dann dem Ober­amt Sulz und ab 1938 dem Kreis Rott­weil an.

Als Her­zog Ul­rich die Re­for­ma­ti­on durch­führ­te, wurde auch das bis dahin ka­tho­li­sche Tricht­in­gen evan­ge­lisch. Die ur­sprüng­lich go­ti­sche Kir­che, deren alter Ost­turm den Chor ent­hält, be­sitzt im Schiff zwei wert­vol­le Glas­ge­mäl­de aus dem 16. Jahr­hun­dert.
 
1994 wurde Tricht­in­gen zum schöns­ten Fachwerk­dorf des Krei­ses Rott­weils ge­wählt. An der vor­bei­füh­ren­den Rö­mer­stras­se von Rott­weil nach Sulz wurde 1928 ein wert­vol­ler Sil­ber­ring ge­fun­den.

Der Trichtinger Silberring


Im Jahr 1928 wurde bei Ent­wäs­se­rungs­ar­bei­ten nahe Tricht­in­gen ein fast 7 kg schwe­rer, ova­ler Sil­ber­ring mit einem Durch­mes­ser von ca. 30 cm aus der Kel­ten­zeit ge­fun­den. Die Fund­um­stän­de las­sen bis heute kei­nen Schluss auf sein Um­feld, etwa eine Kult­stät­te, zu. Eine Nach­gra­bung wurde nie durch­ge­führt. Von sei­ner of­fe­nen Form her ent­spricht der Ring einem kel­ti­schen Stan­des­ab­zei­chen, dem so­ge­nann­ten Tor­gues, ohne, dass er selbst die schrau­ben­för­mi­gen Win­dun­gen die­ses Hals­rin­ges auf­weist. Man fin­det sie je­doch en mi­nia­tu­re an den Rin­gen­den als Hals­schmuck der bei­den Stier­köp­fe. Ge­ra­de diese wei­sen auf eine Her­kunft des Rin­ges aus dem Ge­biet der un­te­ren Donau, dem an­ti­ken Thra­ki­en, hin.

Je­doch ver­weist die Kopf­form der Stie­re eher auf ori­en­ta­li­sche Tiere. Un­ge­wöhn­lich ist auch die gro­ßzü­gi­ge Ver­wen­dung von Sil­ber, das ge­gen­über dem Gold bei den Kel­ten eine un­ter­ge­ord­ne­te Rolle spiel­te. Hin­ge­gen war das Land der Tra­ker für sei­nen Sil­ber­reich­tum be­kannt. Das große Ge­wicht des Sil­ber­rin­ges er­klärt sich dar­aus, dass der Ring nicht hohl ist, son­dern sich unter dem Sil­ber­man­tel ein mas­si­ver Ei­sen­kern be­fin­det. Der Man­tel be­steht aus vier wei­te­ren Tei­len: dem Reif, den zwei Stier­köp­fen und den man­schet­ten­ar­ti­gen Bin­dun­gen, wel­che die Köpfe mit dem Reif ver­bin­den. Die Stier­köp­fe sind durch ein Gies­ver­fah­ren her­ge­stellt wor­den. Der Sil­ber­man­tel be­steht aus ein­zel­nen Strei­fen, deren äu­ße­re Glät­te deut­lich die Schmie­de­ar­beit ver­rät. Die Or­na­men­tie­rung ist nach­träg­lich ein­ge­häm­mert wor­den.
 
Der so­zi­al- ge­schicht­li­che Hin­ter­grund kann da­ge­gen etwas deut­li­cher for­mu­liert wer­den. Ein der­ar­ti­ges Prunk­stück wie der Tricht­in­ger Sil­ber­ring ist, wie die Gold­hals­rin­ge der Hall­statt­fürs­ten, ei­gent­lich nur in herr­schaft­li­chen Zu­sam­men­hän­gen denk­bar. Da aber die Weite des Rin­ges zu klein ist, um ihn, wie etwa die bild­lich und li­te­ra­risch be­zeug­ten gol­de­nen Tor­ques der kel­ti­schen Ober­schicht, über den Kopf zu strei­fen, ist ei­gent­lich nur eine Ver­wen­dung im Op­fer­kult oder als Schmuck für Göt­ter­sta­tu­en an­zu­neh­men. Für die Ver­wen­dung als Schwur­ring, bei des­sen Er­grei­fen Eide be­kräf­tigt wur­den, feh­len aus­rei­chend Hin­wei­se. Je­doch: die Wahr­heit bleibt ver­bor­gen, der Ring wahrt letzt­lich ein Ge­heim­nis. Der Tricht­in­ger Sil­ber­ring be­fin­det sich heute im Lan­des­mu­se­um in Stutt­gart.